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Risiken erkennen - Zukunft sichern

Zur resilienten Lieferkette von morgen!

Die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten stellt vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor neue Herausforderungen, eröffnet aber zugleich wertvolle Chancen. Wer Risiken frühzeitig erkennt und gezielt managt, sichert nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern stärkt auch das Vertrauen von Kund*innen und Geschäftspartnern. Eine fundierte Risikoanalyse macht Ihre Lieferkette widerstandsfähiger gegenüber Störungen – ein klarer Wettbewerbsvorteil. 
Nach der strategischen Ausrichtung ist es Zeit für den nächsten Schritt: den gezielten Deep-Dive ins Risikomanagement Ihrer entwaldungsfreien Lieferkette.


Lieferkettenrückverfolgung

Wie die relevanten Informationen beschaffen, um Entwaldung sicher ausschließen zu können? 

Um sicherzustellen, dass zu Beginn der Lieferketten keine Entwaldung stattgefunden hat, müssen die genauen Produktionsstandorte sowie deren historische Entwicklung bekannt sein. Je nach Unternehmensgröße, Komplexität und Verzweigung der Lieferkette kann das eine Herausforderung darstellen. 

Unternehmen mit kurzen Lieferketten können den Warenfluss häufig ohne großen Aufwand bis zum Ursprungsort zurückverfolgen. Dennoch ist es auch in diesen Fällen für die Risikoanalyse sinnvoll, die exakten Geokoordinaten zu erheben. Für die Erfüllung der EUDR-Sorgfaltspflicht ist die Geolokalisierung zwingend erforderlich. 

Besteht kein direkter Kontakt zu den Produzent*innen, ermöglicht das Identity-Preserved-(IP)-Modell strenger Zertifizierungen eine Rückverfolgbarkeit bis zum Produktionsort. Dabei bleibt die Ware entlang der gesamten Lieferkette physisch getrennt. Zu beachten ist jedoch, dass Zertifizierungskosten für Kleinproduzent*innen oft untragbar sind. Daher sollten Zertifikate nicht als Voraussetzung für die Warenabnahme gelten. 

Fehlen sowohl Direktbezug als auch IP, ist die Rückverfolgung komplexer – aber nicht unmöglich. In solchen Fällen sollte das Unternehmen seine direkten Vorlieferanten gezielt nach Herkunftsinformationen zum betreffenden Rohstoff befragen. Werden diese offengelegt, lässt sich der Ursprungsort ermitteln und eine Sorgfaltsprüfung durchführen. Einen ersten Überblick über Rohstoffherkünfte sowie ein Werkzeug zur Rückverfolgung bietet das Tool von Trase, das unter Tools zur Risikoanalyse näher vorgestellt wird. 

Verfügt der Vorlieferant nicht über die nötigen Informationen, kann deren Bereitstellung zur Bedingung für die Fortsetzung der Geschäftsbeziehung gemacht und entsprechend kommuniziert werden. 

EUDR

Welche Informationspflichten haben Unternehmen?

Ein Kernelement der Informationspflichten gemäß Art. 9 sind die Geolokalisierungsdaten der Produktionsorte . Damit gemeint sind Breiten- und Längenkoordinaten mit mindestens sechs Dezimalstellen. 

Die Sorgfaltserklärung muss zudem hinreichend schlüssige und überprüfbare Informationen darüber enthalten, dass

  • die betreffenden Produkte frei von Entwaldung sind und
  • die Erzeugung der betreffenden Waren im Einklang mit den einschlägigen Rechtsvorschriften des Erzeugerlandes erfolgt ist.

Welche Informationen insgesamt eingeholt werden müssen und welche Rechtsvorschriften gemeint sind, finden Sie auf der EUDR-Seite.

Empfehlung

Die Anforderungen für entwaldungsfreie Lieferketten (inklusive Geolokalisierung) sollten schriftlich festgehalten und an bestehende und neue Vorlieferanten kommuniziert werden.

Risikobewertung entlang der Lieferkette

Sobald die Herkunft der Ware eindeutig geklärt ist, kann das Unternehmen mit der Risikoanalyse beginnen. Dabei empfiehlt es sich, Vorlieferanten nach bereits durchgeführten Analysen zu fragen. Diese können als Grundlage für die eigene Risikomatrix dienen.

Wichtig ist ein Perspektivwechsel: Im Mittelpunkt stehen Risiken für Ökosysteme und die lokale Bevölkerung – insbesondere für indigene Völker, deren Lebensgrundlagen direkt vom Erhalt der Natur abhängen.

Einen Überblick über auszuschließende Risiken bieten die → Rohstoff-Factsheets auf dieser Seite. Neben Entwaldung und Walddegradierung spielt auch die Wahrung der Landrechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften eine zentrale Rolle – sie ist Voraussetzung für die Einhaltung der EUDR.

Ein erster Schritt ist die grobe Einschätzung der Waldvorkommen im Produktionsgebiet. Dafür eignen sich die Waldmonitoringtools, die hier vorgestellt werden. Sie zeigen auch, ob und in welchem Ausmaß in der Vergangenheit Entwaldung stattgefunden hat.

Die Bestätigung, dass die Ware rechtskonform produziert wurde, ist oft aufwändig – insbesondere hinsichtlich Menschenrechte, Landrechten sowie der Frage, ob indigene Gemeinschaften konsultiert wurden (Das sog FPIC-Prinzip steht für “Free Prior and Informed Consent).

In der Praxis wird die Rechtstreue häufig per Unterschrift von Vorlieferanten oder Erzeugern bestätigt. Für ein verantwortungsvolles Risikomanagement ist es entscheidend, sich zusätzlich selbst ein Bild von den Risiken im Herkunftsland zu machen, insbesondere im Hinblick auf Korruption, Fälschungen und die allgemeine Rechtsdurchsetzung. Dafür ist fundierte Recherche nötig, wobei die weiter unten genannten Quellen wertvolle Unterstützung bieten.

Hilfreiche Informationen bieten auch Multi-Stakeholder-Initiativen – rohstoffübergreifend oder spezifisch –, ebenso wie Zertifizierungen. Letztere können Risiken mindern, ersetzen aber keine eigene Sorgfaltspflicht.

Die Risikoanalyse sollte regelmäßig – etwa jährlich, gemäß EUDR – überprüft werden. Erfüllt ein Vorlieferant die Anforderungen nicht oder besteht ein nicht tragbares Risiko, sind Maßnahmen zur Risikominderung nötig. Dazu zählen z. B. externe Audits oder eine geografische Eingrenzung des Bezugs auf nachvollziehbare Regionen.

Kleinproduzent*innen sollten aktiv dabei unterstützt werden, die erforderlichen Informationen bereitzustellen und die Entwaldungsfreiheit ihrer Produkte gemäß der EUDR nachweisen zu können.

EUDR

Bei der Risikoanalyse gemäß Art. 10 sind zahlreiche Kriterien zu beachten. Welche das sind sowie weitere Informationen finden Sie auf der EUDR-Seite.

Allen voran von zentraler Bedeutung ist die Risikokategorie des Herkunftslandes gemäß Benchmarking (Art. 29) - dieses entscheidet darüber, in welchem Umfang die Risikoanalyse durchgeführt werden muss. Die Einteilung der Länder in Risikokategorien finden Sie auf der Seite der EU-Kommission.

Um Entwaldungsfreiheit sicherzustellen, müssen Vorkommen von Wald (bzw. Entwaldung) und indigenen Völkern im Produktionsgebiet bekannt sein. Es muss nachgewiesen werden, ob Konsultationen mittels FPIC durchgeführt worden sind. 

Risiken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Informationsquellen (für die Erfüllung von Art. 9) müssen ausgeräumt werden. Mangelnde Rechtsdurchsetzung, Krisen, die politische Lage in der Region und begründete Bedenken Dritter fließen in die Bewertung ein. Auch die Komplexität der Lieferkette und damit einhergehend mögliche Umgehungs- und Vermischungsrisiken spielen eine Rolle.

Von externen Prüfinstanzen kontrollierte Zertifizierungen können die Risikoanalyse komplementieren (nicht ersetzen).

Die EU-Kommission hat eine Guidance herausgegeben, um Unternehmen, insbesondere KMU, bei der Umsetzung der Informationspflichten und Risikoanalyse zu unterstützen.

Empfehlung

Der Aufbau dauerhafter Geschäftsbeziehungen ist der Schlüssel für Veränderungen. Der Abbruch einer Handelsbeziehung sollte immer erst der letzte Weg sein!

Nützliche Links zu Rückverfolgbarkeit

A Step-by-Step Guide for Successful Implementation of Traceability Systems in Agricultural Supply Chains: Der Leitfaden der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erklärt Unternehmen, welche Schritte nötig sind, um Rückverfolgbarkeit in ihren Agrarlieferketten herstellen zu können. 

Risikorohstoffe und -regionen

Die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen ist der mit Abstand größte Entwaldungstreiber der Welt. Besonders gravierend ist das Problem in tropischen Regenwäldern. Die nähere Betrachtung zeigt, dass dabei nur wenige Rohstoffe den Großteil der Abholzung verursachen: Rinder, Palmöl, Holz, Soja, Kautschuk, Kaffee und Kakao. Doch wo genau findet Entwaldung statt und welche Rolle spielen die EU und Deutschland dabei?
Antworten auf diese und weitere Fragen liefern folgende Rohstoff-Factsheets:

Holz und Holzprodukte nehmen eine besondere Rolle ein, da der Anbau in den meisten Regionen der Welt möglich ist. Die Verwendung von Holz ist vielfältig und die Nachfrage nach dem Rohstoff steigt. Ein besonderes Augenmerk gilt dem tropischen Regenwald, da diese Waldgebiete besonders von Abholzung betroffen sind.

Was könnte Ihre Holzlieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Holz-Factsheet.

Die EU importiert jedes Jahr weit über 3 Mio. t Rohkaffee. Dieser stammt unter anderem aus Kolumbien, wo der Kaffeeanbau mit einem besonders hohen Entwaldungsrisiko verbunden ist.

Was könnte Ihre Kaffeelieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Kaffee-Factsheet.

Kakao

Kakao stammt ursprünglich aus Lateinamerika, wird heutzutage aber vor allem in Westafrika und Indonesien angebaut. Der meiste Kakao wird an der Côte d’Ivoire erzeugt, oftmals verbunden mit Entwaldung, die auch vor Schutzgebieten nicht Halt macht.

Was könnte Ihre Kakaolieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Kakao-Factsheet.

Naturkautschuk

Naturkautschuk wird zu 85 % von Produzent*innen kleinbäuerlicher Landwirtschaft produziert. Dies stellt eine spezielle Herausforderung bei der Rückverfolgbarkeit dar.

Was könnte Ihre Naturkautschuklieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Naturkautschuk-Factsheet.

Palmöl

Palmöl ist seit der Jahrtausendwende das meistproduzierte Pflanzenöl weltweit. Somit hat sich auch die globale Anbaufläche in den letzten 30 Jahren fast verfünffacht.

Was könnte Ihre Palmöllieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Palmöl-Factsheet.

Für keinen Agrarrohstoff der Welt wird so viel Wald zerstört wie für die Rinderhaltung. Leder ist dabei kein Nebenprodukt, sondern ein lukratives Exportgut, für das die EU eine Schlüsselabnehmerrolle einnimmt.

Was könnte Ihre Rinderzeugnisselieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Rinderzeugnisse-Factsheet.

Soja ist seit den 60er-Jahren aufgestiegen zur global wichtigsten Öl- und Eiweißpflanze. Verwendung findet sie vor allem als Futtermittelbestandteil. Brasilien gehört zu den wichtigsten Produzenten und ist das Land mit dem eindeutig höchsten Entwaldungsrisiko weltweit.

Was könnte Ihre Sojalieferkette mit Entwaldung zu tun haben?

Informationen dazu finden Sie im herunterladbaren Soja-Factsheet.

Empfehlung

Die Wissenschaftler*innen Pendrill, Persson, Kastner und Wood liefern mit ihrer frei verfügbaren Publikation in Tabellenform (2022) einen umfassenden Datensatz zur tropischen Entwaldung, die in der Produktion, den Exporten, den Importen und dem Verbrauch von land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen enthalten ist. Hiermit können Unternehmen selbstständig eine Auswertung vornehmen.

Nützliche Links zu Risikorohstoffen und -regionen

CommodityFootprints: Das interaktive Dashboard des Stockholm Environment Institute und des Joint Nature Conservation Committees veranschaulicht die mit dem Rohstoffverbrauch verbundenen Umweltauswirkungen, darunter auch die Entwaldung in den Tropenregionen sowie die dadurch verursachten Emissionen. Dabei beziehen sich die Entwickler auch auf die Daten von Pendrill et al. und trase

Tools zur Entwaldungsrisikoanalyse 

Die Kenntnis der eigenen Lieferkette und deren Rückverfolgbarkeit bis zum Produktionsort ist ein zentraler Bestandteil jeder Entwaldungsrisikoanalyse – und Voraussetzung für wirksame Minderungsmaßnahmen.

Zahlreiche online verfügbare Tools unterstützen Unternehmen bei der Identifikation von Entwaldungsrisiken. Die Bandbreite reicht von spezialisierten Anwendungen für bestimmte Rohstoffe oder Herkunftsländer bis hin zu niedrigschwelligen Tools, die einen schnellen Überblick über globale Entwaldungs-Hotspots bieten. Einige fokussieren auf den Ursprung der Rohstoffe, andere betrachten die gesamte Lieferkette. Viele lassen sich auch kombinieren, um eine fundiertere Risikoeinschätzung zu ermöglichen.

Eine herunterladbare Übersichtstabelle bietet Ihnen einen schnellen Vergleich der verfügbaren Tools anhand zentraler Kriterien.

Die nachfolgenden Factsheets stellen ausgewählte Tools mit ihren Funktionen, Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten vor.

Tool-Analysen zum Download

Forest Monitoring

Rohstoffe: allgemein

Forest Monitoring von OpenForests ist ein individuell anpassbares Tool, mit dem Unternehmen Produzentenflächen auf Entwaldung oder Aufforstung überwachen. Kund:innen stellen dafür Geo-Daten ihrer Lieferanten bereit; ergänzt durch öffentlich verfügbare Informationen anderer Plattformen wird das Risiko im Tool dargestellt. Der Fokus liegt auf kontinuierlicher Überwachung.

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Global Forest Watch

Rohstoffe: Bergbau, Soja, Palmöl, Erdöl, Gas, Holzfasern

Global Forest Watch bietet Analysen zur Entwaldung in frei wählbaren Regionen, die auf Karten markiert oder nach Ländern, Regionen und Municipalities definiert werden können. Entwaldung wird im Zeitverlauf sichtbar, zudem lassen sich automatische Alerts für Entwaldung und Waldbrände einrichten. Eine direkte Rohstoffzuordnung gibt es nicht.

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Global Forest Watch Pro

Rohstoffe: Palmöl, Soja, Rinder-Schlachthöfe, Rindfleisch, Kakao

Mit Global Forest Watch Pro können Unternehmen ein Portfolio ihrer Produktions- oder Investment-Struktur erstellen und innerhalb dieses Portfolios u.a. Entwaldungsrisiken effizient managen und überwachen. Eine Kenntnis der Produktionsstätten ist, wie auch bei Global Forest Watch, notwendig, um eine genaue Risiko-Analyse zu erhalten.

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Map Biomas

Rohstoffe: Weide, Sojabohnen, Zuckerrohr, Reis, sonstige Zwischenfrüchte, Kaffee, Zitrusfrüchte, sonstige Dauerkulturen, Waldplantagen

MapBiomas ist ein kartenbasiertes Tool zur Analyse von Landnutzung und -änderungen in Brasilien. Es weist Entwaldung einzelnen Rohstoffen zu – rückwirkend und vorausschauend (Fire-Alerts). Im Vergleich zu PRODES/DETER erlaubt MapBiomas eine differenzierte Bewertung des Entwaldungsrisikos nach Rohstoffen.

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Palmoil.io

Rohstoffe: Palmöl

Palmoil.io ist ein Tool zur Risiko- und Lieferkettenanalyse von vergangener und künftiger Entwaldung durch Palmölanbau, inklusive Gesetzeskonformität. Grundlage ist eine weltweite Datenbank mit Lieferanten und Konzessionen. Dadurch sind keine eigenen Geo-Daten der Produzenten nötig, sofern die Lieferkettenstruktur bekannt ist.

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PRODES / DETER

Rohstoffe: allgemein

PRODES / DETER nutzt offizielle Statistiken der brasilianischen Regierung und bietet damit eine verlässliche Datengrundlage. Das Tool zeigt detaillierte Entwaldungsrisiken und weist diese auch separat für Gebiete indigener Völker aus – relevant auch aus menschenrechtlicher Sicht. Eine Rohstoffzuordnung ist nicht möglich, weshalb Unternehmen genaue Lieferkettenkenntnisse benötigen.

Factsheet zum Download

TMF Explorer

Rohstoffe: allgemein

Der Tropical Moist Forest Explorer ermöglicht eine leicht zugängliche Analyse von Entwaldung und Walddegradation zwischen 1980 und 2021. Auf einer Karte lassen sich Produktionsregionen auswählen, wozu das Tool Zeitreihen darstellt. Es eignet sich als Einstieg für Unternehmen mit Kenntnis ihrer Regionen. Eine direkte Rohstoffzuordnung ist jedoch nicht möglich.

Factsheet zum Download

trase

Rohstoffe: Rindfleisch, Huhn, Kakao, Kaffee, Mais, Baumwolle, Palmkern, Palmöl, Schweinefleisch, Shrimp, Soja, Zuckerrohr, Zellstoff/Holz/Pulp

trase ermöglicht die Ermittlung von Entwaldungsrisiken zentraler Rohstoffe auch ohne detaillierte Lieferkettenkenntnis. Über Produzent oder Herkunftsland werden wahrscheinliche Produktionsstandorte bis auf Municipality-Level ermittelt und die Risiken berechnet. Damit ist Trase ein idealer Einstieg in die Risikoanalyse.

Factsheet zum Download

Entwaldung in Lieferketten erfassen - Tools für Risikoanalyse und Monitoring

Die Tool-Factsheets können in der Publikation Entwaldung in Lieferketten erfassen - Tools zur Risikoanalyse und zum Monitoring gesammelt heruntergeladen werden: Die Publikation von OroVerde und Global Nature Fund fasst die untersuchten Tools zusammen, und zeigt deren Stärken und mögliche Schwächen auf. Zusätzlich werden anhand von Use Cases Anwendungs- und Kombinationsmöglichkeiten der Tools anschaulich präsentiert.

NEU – Softwarelösungen für die EUDR

Mit der zweiten Version der Publikation zu Tools Softwarelösungen für die EUDR – Überblick, Funktionen und Auswahlhilfen sollen Unternehmen dabei unterstützt werden, aus der Vielzahl an Angeboten das für sie geeignete Tool basierend auf ihren individuellen Bedürfnissen zu finden und auszuwählen. Anhand der vier definierten Toolkategorien 

  • Geodatenerfassung
  • Entwaldungsrisikoanalyse
  • Lieferkettenmapping
  • EUDR-Komplettlösungen

werden die unterschiedlichen notwendigen Funktionsbereiche abgedeckt, die Unternehmen im Rahmen der EUDR benötigen. Für jede dieser Kategorien werden Kriterien-Sets bereitgestellt, die es Unternehmen erleichtern, relevante Informationen über die Tools zu identifizieren, und somit einen besseren Überblick über die Funktionsweise der Tools zu erhalten. Zusätzlich werden Best-Practice Beispiele angeführt, die verdeutlichen, welche Anforderungen ein Tool in Bezug auf die EUDR erfüllen sollte. 

Nützliche Links zu Indigenen Völkern und Legalität

  • World Database on Protected Areas: In der Karte des UN Entwicklungsprogramms sind indigene Gebiete teilweise registriert.
  • Genauere Informationen zu indigenen Gebieten erhält man bei indigenen Dachverbänden (national oder regional) oder lokal aktiven zivilgesellschaftlichen Organisationen.
  • Guidance on Respecting the Rights of IPLC: Die Accountability Framework initiative hat einen Leitfaden zur Einhaltung der Rechte indigener Völker und lokaler Gemeinschaften veröffentlicht.
  • Handbuch zu FPIC: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO hat ein Handbuch herausgegeben, das das Prinzip der freien, vorherigen und informierten Zustimmung (FPIC) und dessen Anwendung erklärt.
  • Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte: Ursprünglich für die Erfüllung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes gedacht, bietet es mit dem KMU Kompass aber auch mit zahlreichen Publikationen Unterstützung, u.a. zu nationalen und internationalen Rahmenwerken, insbesondere mit dem Schwerpunkt Menschenrechte.
  • CSR Risiko Check: Ein Tool von MVO und dem Helpdesk für Wirtschaft und Menschenrechte zur Einschätzung der lokalen Menschenrechtssituation sowie Umwelt-, Sozial- und Governancethemen. Mit dem Tool können individuelle Informationen zu relevanten Risiken sowie Hinweise zu entsprechenden Abhilfemaßnahmen bereitgestellt werden.
  • Infoportal Menschenrechtliche Sorgfalt: Das deutsche Portal des UN Global Compact bietet Unternehmen, insb. KMU, Unterstützung bei der Konzeption und Weiterentwicklung ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltsprozesse.
  • Weiterhin geben die Außenhandelskammern der Länder sowie die einzelnen nationalen Rohstoffverbände zu den im Herkunftsland geltenden Gesetzen Auskunft.
  • Korruptionswahrnehmungsindex: Der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index, CPI), unter der Führung von Transparency International, stellt eine Länderrangliste zur Wahrnehmung des Korruptionsniveaus im öffentlichen Sektor dar.
  • Konfliktbarometer: Das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung veröffentlicht jährlich auf Karten und in einem Bericht die weltweiten Konfliktregionen.
  • Sanktionen des UN-Sicherheitsrats: Die Liste der betroffenen Länder und Gruppierungen wird laufend aktualisiert.
  • Sanktionen des EU-Rats: Die Weltkarte bietet eine Übersicht über die vom Rat verhängten Sanktionen.
  • Business & Human Rights Ressource Center: Es werden über 10.000 Unternehmen in über 180 Ländern beobachtet. Informationen zu deren Menschenrechtsbelangen sind auf der Plattform öffentlich zugänglich.

Unterstützung von Kleinproduzent*innen

In der Publikation Entwaldungsfreie Lieferketten - lokale Landwirtschaft im Fokus werden Ihnen Möglichkeiten zur Unterstützung von Produzent*innen kleinbäuerlicher Landwirtschaft vor Ort aufgezeigt. 

Die Rolle von Zertifizierungen bei der Beschaffung entwaldungsfreier Rohstoffe

Für die kritischen Rohstoffe, die mit Entwaldung zusammenhängen, gibt es mittlerweile nationale und internationale Zertifizierungssysteme. Ein Ziel dieser Siegel ist es, eine bessere Nachhaltigkeit von Anbau und Produktion zu gewährleisten – darunter auch die Zerstörung von besonders schützenswerten Gebieten auszuschließen.

Für Unternehmen sind daher Zertifizierungen eine wichtige Lösung, um Risikorohstoffe entwaldungsfrei zu beziehen. Das ist verständlich, da dieser Weg direkt, greifbar und vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen ist. Die verschiedenen Zertifizierungssysteme garantieren jedoch unterschiedlich hohe Standards, was letzten Endes zu einer erheblichen Diskrepanz in der Aussagekraft von zertifiziertem Rohstoffbezug führt. Um Sicherheit zu haben, dass wirklich keine Entwaldung durch die importierten Rohstoffe verursacht wurde, ist es wichtig, bei der Auswahl der Zertifizierungen auf folgende Punkte zu achten:

  • Entwaldungsdefinition
    Manche Zertifizierungen schließen nur illegale Entwaldung aus (Zero illegal). Doch die Gesetze vieler Länder lassen Entwaldung noch großflächig zu. Nur das generelle Verbot von Entwaldung (Zero gross) bietet daher Schutz für die natürliche Vegetation.
     
  • Cut-off Datum
    Ausschlaggebend ist auch, ab wann bei der Zertifizierung ein Entwaldungsstopp gilt (Cut-off Datum). Je länger das in der Vergangenheit liegt, desto besser wird Entwaldung verhindert.
     
  • Weitere Ökosysteme
    Ebenfalls wichtig ist, dass weitere Ökosysteme, wie Savannen, Moore und Trockenwälder geschützt werden, die nicht unter die teilweise enge Walddefinition fallen.
     
  • Soziales
    Die Rechte indigener und traditioneller Völker, sowie lokaler Gemeinden müssen uneingeschränkt geachtet werden. Idealerweise wird dies erreicht durch Konsultation der betroffenen Völker mittels freier, vorheriger und informierter Zustimmung (FPIC).
     
  • Rückverfolgung
    Essentiell bei zertifizierter Ware ist, ob die Herkunft physisch bis zum Produktionsort nachvollziehbar ist. Hier bieten strenge Zertifizierungen die Stufen Identity Preserved oder Segregated an. Eine Vermischung mit nicht rückverfolgbarer oder nicht zertifizierter Ware, wie es die Modelle Mass Balance oder Book & Claim anbieten, ermöglicht physisch die Einfuhr von mit Entwaldung behafteten Rohstoffen und ist daher nicht ausreichend für Unternehmen, die sich gegen Naturzerstörung aussprechen.
     
  • Auditierung
    Außerdem spielt die Auditierung der zertifizierten Betriebe eine große Rolle. Diese kann variieren von einem internen Selbstkontrollsystem (First-Party Audit) bis hin zu einer Konformitätsprüfung durch eine unabhängige dritte Partei (Third-Party Audit). Nur wenn auch Letztere Bestandteil der Zertifizierung ist, kann die Einhaltung der Zertifizierungsanforderungen glaubwürdig nachgewiesen werden.

Empfehlung

Die Kriterien der verschiedenen Zertifizierungen werden in regelmäßigen Abständen angepasst und derzeit größtenteils den Anforderungen der EUDR entsprechend verschärft. Aus diesem Grund werden die Zertifizierungen hier nicht im Detail vorgestellt. Folgen Sie stattdessen den Weblinks, um die Anforderungen einer Zertifizierung im Detail einzusehen.

Zertifizierungssysteme

Bio

  • Demeter
    Zertifiziert alle landwirtschaftlichen Produkte. Der aktuelle Standard verbietet das Abholzen von unberührtem Regenwald für eine landwirtschaftliche Nutzung. Am 01.01.2024 wird der Standard aktualisiert, der dann zusätzlich das Abholzen in Gebieten mit hohem Schutzwert verbietet. Dazu zählen Primärwälder, Mangrovenwälder, Sümpfe und Moore, Steppen und Savannen und Hochgebirge sowie Gebiete mit Konzentration biologischer Vielfalt, Lebensräume von gefährdeten oder seltenen Arten und Stätten von entscheidender kultureller, ökologischer, wirtschaftlicher oder religiöser Bedeutung. Bei Demeter gilt jegliche Umwandlung von Flächen nach dem 01.01.2020 als Cut-off Datum.
     
  • Naturland
    Zertifiziert alle landwirtschaftlichen Produkte. Der aktuelle Standard verbietet die Rodung von Primärwald bzw. die Kultivierung von primären Ökosystemen. Als Cut-off Datum gilt bei Naturland jegliche Umwandlung nach dem Jahr 2000. Eine Nutzung anderer natürlicher Ökosysteme nach dem 01.06.2023 ist nur zulässig, wenn vorliegende Gebiete mit hohem Schutzwert erhalten bleiben.

Holz

Für Holz gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung:

  • Blauer Engel:

    Der Blaue Engel kennzeichnet viele unterschiedliche Alltagsprodukte, unter anderem Möbel und Recyclingpapier. Das Zeichen wird seit 1978 in Deutschland vergeben und zeichnet umweltschonende Produkte aus. Hierbei werden Vorgaben zur Waldbewirtschaftung gemacht aber Entwaldung nicht konkret thematisiert.

  • FSC:

    Das FSC-Zeichen kennzeichnet aus Forstbetrieben stammende Waldprodukte, welche die FSC-Kriterien zur nachhaltigen Waldnutzung einhalten. Es können sowohl Holz- als auch Zellstoffprodukte zertifiziert werden. In den neuen Policies von 2023 setzt der FSC auf ein Verbot der Umwandlung von Wäldern ab dem 31.12.2020 als Cut-off Datum und verschärft somit seine Entwaldungsregelungen.

  • PEFC:

    Das PEFC-Siegel wird für Holz- und Papierprodukte verwendet. PEFC setzt Standards im Bereich der Lieferketten und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung. PEFC bietet sowohl die Möglichkeit der physischen Trennung als auch Identity Preserved an. Die Umwandlung von Wäldern ab dem Cut-off Datum 31.12.2010 ist unzulässig. "Gerechtfertigte Umstände" für eine Umwandlung gemäß dem PEFC-Standard sind jedoch, wenn a) die Umwandlung mit der nationalen Gesetzgebung übereinstimmt, b) sie einen geringeren Anteil von 5 % innerhalb der zertifizierten Fläche betrifft, c) keine negativen Auswirkungen auf ökologisch, kulturell und sozial wichtige Waldgebiete und Schutzgebiete hat, d) keine Gebiete mit signifikant hohem Kohlenstoffbestand zerstört oder e) zu einer langfristigen Erhaltung beiträgt.

  • Holz von Hier:

    Das Umweltzeichen Holz von Hier® zeichnet Holzprodukte mit verringertem Carbon Footprint aus. Bestandteil der Kriterien ist auch die Herkunft aus nachhaltiger Waldwirtschaft, nachgewiesen über Forstmanagement-Zertifikate der Waldbesitzer. Für alles Rohholz, das in den elektronischen Chain of Custody Kontrollprozess einfließt, wird ein Forstmanagement Zertifikat nach FSC oder PEFC gefordert. Holz von Hier zertifizierte Produkte dürfen kein Holz aus Primärwäldern sowie kein Holz von international gefährdeten Baumarten enthalten. In Übereinstimmung mit der EUDR werden die Geodaten der Einschlagsorte des Rohholzes über das eigene elektronische Chain of Custody Kontrollsystem von Holz von Hier nachgewiesen.

 

Kaffee

Für Kaffee gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung:

  • Rainforest Alliance/UTZ:
    Zertifiziert Lebensmittel und Forstprodukte, u.a. Kaffee und Kakao. Das Programm verbietet nicht nur die Umwandlung von Naturwäldern, sondern aller natürlichen Ökosysteme, inkl. Feuchtgebiete und Moore. Rainforest Alliance hat als Cut-off Datum den 01.01.2014 festgelegt und bietet die Stufen Identity Preserved/Mixed Identity Preserved, Segregated und Mass Balance an. Der meiste Kakao entspricht Mass Balance und der meiste Kaffee Identity Preserved/Mixed Identity Preserved. Für Kaffee gibt es kein Mass Balance.
  • 4C (The Common Code for the Coffee Community):
    Zertifiziert ausschließlich Kaffee. Es darf seit 2006 keine Abholzung, Zerstörung oder Umwandlung von Primärwäldern und Schutzgebieten in Kaffeeplantagen stattgefunden haben (Null Brutto Ansatz). Selbst wenn die Fläche für andere Nutzungszwecke als für den Kaffeeanbau umgewandelt wurde, ist eine Zertifizierung ausgeschlossen (Null Toleranz Prinzip). 4C-zertifizierter Kaffee ist in allen Schritten der Lieferkette rückverfolgbar und wird physisch getrennt (segregated) von nicht zertifiziertem Kaffee gehalten.
  • Fairtrade:
    Zertifiziert u.a. Kaffee und Kakao. Der Fairtrade-Standard für Kaffee soll 2026 reviewt werden. Der Kakao-Standard wurde zum 01.01.2023 angepasst und das Thema Entwaldung basierend auf den Anforderungen der EUDR stärker in den Fokus gerückt. Kriterien wurden ergänzt oder überarbeitet, u.a. in den Bereichen Lieferkettenrückverfolgung, Handelsmodell, Geolokalisierung sowie Entwaldungs-Monitoring und -Reporting. Für die Zertifizierung von Kaffee und Kakao durch Fairtrade ist außerdem der Standard für kleinformatige Erzeuger-Organisationen relevant.
  • Fair for Life:
    Zertifiziert u.a. Kaffee und Kakao. Der Standard schließt Abholzung von Primär- oder alten Sekundärwäldern sowie wertvollen natürlichen oder halbnatürlichen Ökosystemen aus. Für Primärwald oder alten Sekundärwald gilt ein Cut-off Datum von 10, für natürliche oder halbnatürliche Ökosysteme von 5 Jahren. Fair for Life verlangt die physische Rückverfolgbarkeit und Trennung (Segregation). In zusammengesetzten Produkten ist kein Blending erlaubt. Zertifizierte Zutaten müssen physisch bis zum Ursprung rückverfolgbar sein.

Kakao

Für Kakao gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung:

  • Rainforest Alliance/UTZ:
    Zertifiziert Lebensmittel und Forstprodukte, u.a. Kaffee und Kakao. Das Programm verbietet nicht nur die Umwandlung von Naturwäldern, sondern aller natürlichen Ökosysteme, inkl. Feuchtgebiete und Moore. Rainforest Alliance hat als Cut-off Datum den 01.01.2014 festgelegt. Rainforest Alliance bietet die Stufen Identity Preserved/Mixed Identity Preserved, Segregated und Mass Balance an. Der meiste Kakao entspricht Mass Balance und der meiste Kaffee Identity Preserved/Mixed Identity Preserved. Für Kaffee gibt es kein Mass Balance.
  • Fairtrade:
    Zertifiziert u.a. Kaffee und Kakao. Der Fairtrade-Standard für Kaffee soll 2026 reviewt werden. Der Kakao-Standard wurde zum 01.01.2023 angepasst und das Thema Entwaldung basierend auf den Anforderungen der EUDR stärker in den Fokus gerückt. Kriterien wurden ergänzt oder überarbeitet, u.a. in den Bereichen Lieferkettenrückverfolgung, Handelsmodell, Geolokalisierung sowie Entwaldungs-Monitoring und -Reporting. Für die Zertifizierung von Kaffee und Kakao durch Fairtrade ist außerdem der Standard für kleinformatige Erzeuger-Organisationen relevant.
  • Fair for Life:
    Zertifiziert u.a. Kaffee und Kakao. Der Standard schließt Abholzung von Primär- oder alten Sekundärwäldern sowie wertvollen natürlichen oder halbnatürlichen Ökosystemen aus. Für Primärwald oder alten Sekundärwald gilt ein Cut-off Datum von 10, für natürliche oder halbnatürliche Ökosysteme von 5 Jahren. Fair for Life verlangt die physische Rückverfolgbarkeit und Trennung (Segregation). In zusammengesetzten Produkten ist kein Blending erlaubt. Zertifizierte Zutaten müssen physisch bis zum Ursprung rückverfolgbar sein.

Naturkautschuk

Für Naturkautschuk gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung:

  • Fair Rubber e.V.
    Die Unternehmensmitglieder des Fair Rubber e.V. beziehen Kautschuk von nach dem Fair Rubber Standard zertifizierten Produzenten. Diese erhalten eine Fair Trade-Prämie. Der Fair Rubber Standard enthält Kriterien zu Sozialen-, Umwelt- und fairem Handel. Er enthält bisher keine Angaben zur Entwaldung
  • FSC
    Zertifiziert die nachhaltige Bewirtschaftung und Produktion von Kautschuk auf Plantagen unter Berücksichtigung ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Kriterien. Ein anderer FSC-Standard (Chain of Custody) stellt sicher, dass zertifizierte Ware entlang der Lieferkette, von den Plantagen bis zur Weiterverarbeitung, von nicht-zertifizierter Ware physisch getrennt (segregiert) bleibt.
  • PEFC
    Zertifiziert Naturkautschuk direkt in Bezug auf die Plantagen oder die Chain of Custody. Gruppenzertifizierung von Kleinbäur*innen sowie Zertifizierung von recyceltem Kautschuk sind ebenfalls möglich.

Palmöl

Für Palmöl gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung:

  • ISCC Plus:
    ISCC bietet Zertifizierungen für zahlreiche Rohstoffe und Produkte an, auch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien (Biomasse). Entsprechend gleicht die Auflistung geschützter Ökosysteme der Renewable Energy Directive (RED II): Wälder und andere bewaldete Flächen, Savannen, Feuchtgebiete und Moore dürfen nach dem 01.01.2008 nicht für andere Zwecke umgewandelt werden.
  • Roundtable on Sustainable Biomaterial (RSB):
    Die Schwerpunkte der Zertifizierung liegen bei nachhaltigen Biomaterialien, Biokraftstoffen und Biomasseproduktion.
  • Roundtable on Sustainable Palmoil (RSPO):
    Die Mitglieder sind Akteure der gesamten Palmöl-Lieferkette. Für das Thema Entwaldung wird das High Carbon Stock Toolkit verwendet (Definition nach High Carbon Stock Approach bzw. HCS A).

Rind

Rindfleisch

  • Für Rindfleisch gibt es derzeit noch kein Zertifizierungsangebot, das Entwaldung in den Produktionsländern berücksichtigt oder ausschließt.

Leder

  • Leather Working Group:
    Die Multi-Stakeholder-Initiative überarbeitet derzeit die Zertifizierungsanforderungen mit seinen Mitgliedern in einem aufwändigen Prozess. Entwaldungsfreiheit und Rückverfolgbarkeit spielen dabei eine Schlüsselrolle. Sie schließen sich den AFi-Definitionen an, sowie dem 31.12.2020 als Stichtag. Für Rohhäute, die aus Brasilien oder Paraguay stammen, gelten derzeit zusätzliche Anforderungen.
  • IVN Naturleder:
    Das Siegel des IVN lehnt die Zerstörung natürlicher Lebensräume ab und bevorzugt die Beschaffung von Rohhäuten aus Regionen, in denen das Risiko nicht besteht. Konkretere Anforderungen liegen nicht vor.

Soja

Für Soja gibt es verschiedene Möglichkeiten der Zertifizierung:

  • Donau Soja/Europe Soya:
    Die gemeinnützige Multi-Stakeholder Organisation aus Wien zertifiziert ausschließlich europäisches Soja mit physischer Rückverfolgbarkeit. Ein frühes Cut-off Datum (01.01.2008) verbietet die Umwandlung von Wäldern, Feuchtgebieten und weiteren Ökosystemen für den Sojaanbau.
  • ISCC Plus:
    ISCC bietet Zertifizierungen für zahlreiche Rohstoffe und Produkte an, auch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien (Biomasse). Entsprechend gleicht die Auflistung geschützter Ökosysteme der Renewable Energy Directive (RED II): Wälder und andere bewaldete Flächen, Savannen, Feuchtgebiete und Moore dürfen nach dem 01.01.2008 nicht für andere Zwecke umgewandelt werden.
  • ProTerra:
    Der ProTerra Standard gewährleistet physische Rückverfolgbarkeit von entwaldungsfreiem Soja mit Stichjahr 2008. Berücksichtigt werden dabei neben Primärwäldern zahlreiche andere Ökosysteme mit hohem Schutzwert (Definition nach High Conservation Value bzw. HCV-Ansatz).
  • RTRS:
    Die Multi-Stakeholder Initiative bietet Zertifizierungen für Produzenten sowie für die gesamte Lieferkette an. Sie richtet sich zum Teil an Definitionen und Anforderungen der Accountability Framework initiative (AFi) aus. Der Stichtag, nach dem Flächen für den Sojaanbau nicht mehr umgewandelt werden dürfen, ist ökosystemabhängig: für Naturwälder, Feuchtgebiete u.v.m. gilt Mai 2009, für alle anderen natürlichen Ökosysteme Juni 2016.

Ebenfalls interessant:

  • FEFAC Soy Sourcing Guidelines:
    Die Soja-Beschaffungsleitlinien des Europäischen Verbands der Futtermittelhersteller FEFAC legen Mindestkriterien fest, um illegale Entwaldung und andere Risiken zu vermeiden.
  • QS Zusatzmodul Entwaldungsfreies Soja:
    QS zertifiziert keinen Anbau in den Produktionsländern, aber für alle nachgelagerten Akteure der Futtermittelindustrie bietet QS seit April 2023 das Zusatzmodul für entwaldungsfreies Soja an.

Empfehlung

Keine Zertifizierung ersetzt die Sorgfaltspflicht, um absolute Entwaldungsfreiheit zu garantieren. Aber strenge Zertifizierungen bieten Unternehmen, insbesondere KMU, die auf eigene Faust aus finanziellen oder Kapazitätsgründen für ihre Lieferkette vorerst keine volle Rückverfolgbarkeit ermöglichen können, einen ersten Schritt in Richtung Entwaldungsfreiheit. Langfristig sollten Unternehmen jedoch in zusätzliche Ansätze gegen Entwaldung investieren.

EUDR

Bei Feststellung eines Entwaldungsrisikos sind zusätzliche Schritte erforderlich, um diese zu reduzieren (und ggf. Schäden zu beheben). In der EUDR gibt Artikel 11 Hinweise auf die erforderlichen Maßnahmen zur Risikominderung. In erster Linie gehört dazu die Beschaffung zusätzlicher Informationen, Daten oder Dokumente, und, wenn nötig, die Durchführung unabhängiger Erhebungen oder Audits. Als Risikominderungsmaßnahme anerkannt und insgesamt wichtig ist es, die Lieferanten, insbesondere Kleinproduzent*innen, bei der Einhaltung der Verordnung zu unterstützen. 

Weitere Informationen finden Sie auf der EUDR-Seite.


Die Rolle von Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) im Engagement gegen Entwaldung

Für viele waldkritische Rohstoffe haben sich Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Produzenten zu Multi-Stakeholder-Initiativen zusammengeschlossen. Damit gemeint sind Foren oder Runde Tische, in denen für den Anbau und Bezug von einem bestimmten Rohstoff bzw. daraus gewonnener Produkte gemeinsam Lösungsansätze erarbeitet werden, um menschenrechtliche und ökologische Zielsetzungen zu erreichen.

Anders als gesetzliche Regelungen und ähnlich wie Zertifizierungen beruhen sie auf Freiwilligkeit, die Mitgliedschaft ist zumeist kostenpflichtig. Manche MSI entwickeln sogar eigene Zertifizierungen. 

MSI können eine wichtige Plattform bieten, um sich über Herausforderungen für den betreffenden Rohstoff, teilweise auch speziell in bestimmten Risikoregionen, auszutauschen. Mit vereinten Kräften können sich die Mitglieder für eine Verbesserung der Bedingungen oder für ein Rahmenwerk mit gemeinsamen Zielen engagieren. Oft gibt es zudem die Möglichkeit, mit lokalen Produzenten in Austausch zu treten und direkt zu erfahren, wie ihnen bei der Erfüllung hoher Anforderungen geholfen werden kann bzw. woran die Umsetzung möglicherweise hakt. Die Einbindung von benachteiligten Gruppen, Produzent*innen kleinbäuerlicher Landwirtschaft und indigenen bzw. traditionellen Gemeinschaften in die Arbeit von MSI stellt sicher, dass soziale und ökologische Verbesserungen dort ankommen, wo sie benötigt werden.

Es kann sich lohnen, sich über verschiedene Initiativen zu informieren und gegebenenfalls aktiv zu beteiligen. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen können sie von Nutzen sein, da sie die sektorale Zusammenarbeit erleichtern. Dennoch sollte einem klar sein, dass das Engagement Kapazitäten bindet, die Lösungsfindung aufgrund der Vielzahl an Mitgliedern und Interessen langwierig ist und die letztendlich beschlossenen Ergebnisse ggf. nicht dem eigenen Anspruch gerecht werden.

Die Bandbreite von MSI ist vielfältig. Hier aufgezählt sind die bekanntesten Initiativen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Eignung für einzelne Unternehmen:

Es gibt eine Reihe übergeordneter Multi-Stakeholder-Plattformen, die rohstoffunabhängig bzw. -übergreifend arbeiten.

Die Allianz für Risikoinformationen wird Methoden und Indikatoren für konsistente Risikobewertungen entwickeln und testen sowie eine Risikodaten-Speicherplattform einführen, um Mitgliedern den einfachen und kostengünstigen Zugang zu Risikodaten zu ermöglichen. Die Organisation wurde 2024 von dem FSC, Preferred by Nature, dem Roundtable on Sustainable Biomaterials (RSB) und dem Sustainable Biomass Program (SBP) gegründet. Es liegen noch keine Ergebnisse vor. 

Die Allianz für Risikoinformationen wird Methoden und Indikatoren für konsistente Risikobewertungen entwickeln und testen sowie eine Risikodaten-Speicherplattform einführen, um Mitgliedern den einfachen und kostengünstigen Zugang zu Risikodaten zu ermöglichen. Die Organisation wurde 2024 von dem FSC, Preferred by Nature, dem Roundtable on Sustainable Biomaterials (RSB) und dem Sustainable Biomass Program (SBP) gegründet. Es liegen noch keine Ergebnisse vor.

  • Tropical Forest Alliance (TFA):
    Wurde ins Leben gerufen, um die Umsetzung von Verpflichtungen des Privatsektors zu unterstützen, die Entwaldung aus den Lieferketten für Palmöl, Rindfleisch, Soja und Zellstoff/Papier zu entfernen. Zu den mehr als 170 Partnern gehören Unternehmen, staatliche Stellen, die Zivilgesellschaft, indigene Völker, lokale Gemeinschaften und internationale Organisationen.
  • Forest Positive Coalition of Action:
    Die Forest Positive Coalition of Action ist eine Initiative des Consumer Goods Forums (CGF) und hat die Zielsetzung, einen kollektiven, transformativen Wandel voranzutreiben, um Entwaldung, Waldumwandlung und -schädigung aus wichtigen Rohstofflieferketten zu entfernen und forstfreundliche Unternehmen zu unterstützen.
  • Initiative Nachhaltige Agrarlieferketten (INA):
    Die INA ist ein Zusammenschluss von Akteuren aus Privatwirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik. Gemeinsam wollen sie mehr Nachhaltigkeit in globalen Agrarlieferketten erreichen und die Lebensbedingungen von Kleinbäuer*innen verbessern.
  • High Conservation Value (HCV) Network:
    Das Netzwerk besteht aus privaten und öffentlichen Akteuren und hat zum Ziel, den HCV-Ansatz zu unterstützen. Dieser Ansatz ist kein eigenständiger Standard, sondern eine Sammlung von Kriterien, die zur Identifizierung und zum Schutz von Ökosystemen, der biologischen Vielfalt sowie den Bedürfnissen indigener Völker und lokaler Gemeinschaften in Ländern des Globalen Südens dienen. Der HCV-Ansatz ist nicht auf bestimmte Rohstoffe oder Produkte ausgerichtet. Er ist weltweit anwendbar und flexibel in Bezug auf Maßstäbe, Ökosysteme und Produktionsmethoden.
  • Risk Information Alliance:
    Die Allianz für Risikoinformationen wird Methoden und Indikatoren für konsistente Risikobewertungen entwickeln und testen sowie eine Risikodaten-Speicherplattform einführen, um Mitgliedern den einfachen und kostengünstigen Zugang zu Risikodaten zu ermöglichen. Die Organisation wurde 2024 von dem FSC, Preferred by Nature, dem Roundtable on Sustainable Biomaterials (RSB) und dem Sustainable Biomass Program (SBP) gegründet. Es liegen noch keine Ergebnisse vor.

Akteure entlang der Kaffeewertschöpfungskette haben sich in unterschiedlichen Multi-Stakeholder-Plattformen zusammengeschlossen.

  • Global Coffee Platform (GCP):
    Ist ein Multi-Stakeholder-Verband von Kaffeeproduzenten, Händlern, Röstern und Einzelhändlern, der Zivilgesellschaft, Verbänden, Regierungen und Investoren, die gemeinsam auf einen florierenden, nachhaltigen Kaffeesektor für kommende Generationen hinarbeiten.
  • coffee&climate (c&c):
    Basiert auf dem gemeinsamen Interesse von Kaffeeunternehmen und öffentlichen Partnern, auf den Klimawandel zu reagieren und Lösungen für den kleinbäuerlichen Kaffeeanbau zu entwickeln.
  • Sustainable Coffee Challenge:
    Ist eine gemeinsame Anstrengung von Unternehmen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Forschungseinrichtungen und weiteren Akteuren, um den Kaffeesektor vollständig auf Nachhaltigkeit umzustellen.

Akteure entlang der Kakaowertschöpfungskette haben sich in unterschiedlichen Multi-Stakeholder-Plattformen zusammengeschlossen. 

  • World Cocoa Foundation:
    Die Weltkakaostiftung (World Cocoa Foundation, WCF) ist eine gemeinnützige internationale Mitgliederorganisation, deren Vision ein florierender und nachhaltiger Kakaosektor ist, in dem die Bäuer*innen prosperieren, die Gemeinschaften gestärkt werden und der Planet gesund ist. Die Cocoa & Forests Initiative ist eine aktive Verpflichtung der wichtigsten Kakao produzierenden Länder mit führenden Schokoladen- und Kakaounternehmen, mit dem Ziel, die Abholzung zu beenden und Waldgebiete wiederherzustellen, indem keine weiteren Waldflächen für die Kakaoproduktion umgewandelt werden.
  • Forum Nachhaltiger Kakao:
    Im Forum Nachhaltiger Kakao e.V. haben sich die Bundesregierung, vertreten durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die deutsche Süßwarenindustrie, der deutsche Lebensmittelhandel und die Zivilgesellschaft zusammengeschlossen. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, die Lebensumstände von Kakaobäuer*innen und ihren Familien zu verbessern sowie den Anbau und die Vermarktung von nach Nachhaltigkeitsstandards zertifiziertem Kakao zu erhöhen. Dafür engagieren sich die Mitglieder des Forums in enger Zusammenarbeit mit den Regierungen der kakaoproduzierenden Länder.

Akteure entlang der Naturkautschukwertschöpfungskette haben sich in unterschiedlichen Multi-Stakeholder-Plattformen zusammengeschlossen. 

  • International Study Rubber Group (ISRG)
    Die Forschungsgruppevereint Akteure der Kautschukindustrie (natürliche und synthetische), einschließlich neun Regierungen, darunter die EU. Bedeutsame Produzenten wie Thailand, Indonesien und Vietnam gehören nicht zu den Mitgliedern.
  • Sustainable Natural Rubber Initiative (SNR-i)
    Innerhalb der ISRG agiert dieSNR-i als freiwillige Plattform für Vertreter*innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Hier werden Kriterien und Richtlinien entwickelt, die den Schutz von Wäldern, die Verbesserung des Wassermanagements und die Wahrung von Menschen- und Arbeitsrechten zum Ziel haben. Dabei spielt die Einhaltung lokaler Gesetze und der Respekt vor Schutzgebieten (durch produktionsfreie Pufferzonen) in der Kautschukproduktion eine zentrale Rolle.
  • Tire Industry Project (TIP)
    Diese Brancheninitiative wurde von elf führenden Reifenherstellern, die etwa zwei Drittel der weltweiten Reifenproduktion ausmachen, gegründet. Das erklärte Ziel des TIP ist es, verschiedene Standards zu harmonisieren, um den Schutz der Menschenrechte, die Verhinderung von Landnahme und Entwaldung sowie die Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Wasserqualität zu fördern. Inzwischen zählt das TIP fast 100 Mitglieder aus der Automobil-Lieferkette, Nichtregierungsorganisationen und anderen Unternehmen.
  • Global Platform for Sustainable Natural Rubber (GPSNR)
    Im Jahr 2019 wurde die Plattform von den Geschäftsführer*innen des TIPmit dem Ziel gegründet, verbindliche Maßnahmen bei den Mitgliedern einzuführen, um die Abholzung von Wäldern zu stoppen, bessere Arbeitsbedingungen zu fördern und Korruption zu bekämpfen. Bezüglich der EUDR arbeitet die GPSNR an gemeinsamen Systemen zur Sorgfaltspflicht, Werkzeuge zur Analyse von Entwaldung und Rückverfolgbarkeit, die von allen Hersteller-Mitgliedern finanziert werden sollen.
  • Fair Rubber e.V.
    Ist eine Multi-Stakeholder Initiative, welche sich das Ziel gesetzt hat, die Arbeits- und Lebensbedingungen von Kautschukproduzenten zu verbessern. Fair Rubber unterstützt seine Mitglieder unter anderem darin, sich über die unternehmerischen Verpflichtungen für entwaldungsfreien Kautschuk zu informieren.

Akteure entlang der Palmölwertschöpfungskette haben sich in unterschiedlichen Multi-Stakeholder-Plattformen zusammengeschlossen.

  • Roundtable on Sustainable Biomaterials (RSB):
    Dieser Zusammenschluss besteht aus Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler*innen, Regierungen und UN-Organisationen. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, einen nachhaltigen Übergang zu einer biobasierten und kreislauforientierten Wirtschaft (Bioökonomie) voranzubringen. Die Schwerpunkte liegen auf globalen Zertifizierungsstandards für nachhaltige Biomaterialien, Biokraftstoffe und Biomasseproduktion.
  • Roundtable on Sustainable Palmoil (RSPO):
    Der RSPO wurde 2004 vom WWF gemeinsam mit der Malaysian Palm Oil Association (MPOA), Unilever, AAK und Migros gegründet. Zu den Mitgliedern gehören Akteure entlang der gesamten Palmöl-Lieferkette. Ziel der Initiative ist es, einen globalen Standard für Palmöl zu entwickeln und umzusetzen.
  • Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP):
    Formell besteht das FONAP als Multi-Akteurs-Partnerschaft und eingetragener Verein seit 2015. Die Mitglieder, zu denen Unternehmen, Verbände und Nichtregierungsorganisationen gehören, setzen sich gemeinsam für einen verantwortungsbewussten Übergang zu einer nachhaltigen Palmölproduktion und Lieferkette ein. Ein ausgewiesenes Ziel des FONAP ist die Förderung entwaldungsfreier Lieferketten.

Akteure entlang der Rindfleisch- und Lederwertschöpfungskette haben sich in unterschiedlichen Multi-Stakeholder-Plattformen zusammengeschlossen. 

Rindfleisch

Leder

  • Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. (IVN):
    Der IVN ist sowohl ein Berufs- als auch ein Verbraucher*innenverband, mit dem Ziel, die Herstellung von Textilien und Lederwaren ökologischer, sozialverträglicher und gesünder zu gestalten. Es bietet die Naturleder IVN Zertifizierung an. Auch berät es zur Entwicklungszusammenarbeit.
  • Leather Working Group (LWG):
    Die Multi-Stakeholder Organisation besteht aus über 1.300 Mitgliedern, darunter Unternehmen (von Lederherstellern über Händler von Roh- bis gegerbten Häuten oder Chemikalien- und Technikzulieferern für die Lederindustrie bis hin zu Schuheinzelhändlern) sowie zivilgesellschaftliche Organisationen. Sie bietet je nach Position in der Wertschöpfungskette vier unterschiedliche Standards an.
  • Responsible Leather Round Table (RLRT):
    Der RLRT ist aus der Textile Exchange Initiative, einem Zusammenschluss von Akteuren aus der Kleidungsindustrie entstanden. Derzeit entwickeln die Mitglieder den Leather Impact Accelerator, ein Benchmarking-Programm, um u.a. Entwaldung bei der Rinderhaltung zu eliminieren und die Rückverfolgbarkeit zu erhöhen. Dabei orientieren sie sich u.a. an Empfehlungen der Accountability Framework initiative (AFi).

Akteure entlang der Sojawertschöpfungskette haben sich in unterschiedlichen Multi-Stakeholder-Plattformen zusammengeschlossen.

  • Collaborative Soy Initiative (CSI):
    Das CSI ist ein kollaborativer Zusammenschluss aus Unternehmen, Standards und der Zivilgesellschaft mit der Vision einer weltweit 100 % umwandlungsfreien Sojaproduktion.
  • DonauSoja/Europe Soya:
    Der Verein Donau Soja zählt mittlerweile über 280 Mitglieder aus der Zivilgesellschaft, Politik und Privatwirtschaft – vom Saatgutproduzenten bis hin zum Lebensmitteleinzelhändler. Er unterstützt seine Mitglieder bei der Umstellung des Sojabezugs, der Reduzierung von Treibhausgasemissionen sowie der Vernetzung und gemeinsamen Positionierung bis auf EU-Ebene.
  • Forum Nachhaltigere Eiweißfuttermittel (FONEI):
    Das FONEI ist eine vom BMEL initiierte Initiative aus 60 Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Eiweißfuttermittel. Gefördert wird sie durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Eine Arbeitsgruppe zu entwaldungsfreien Sojalieferketten hat sich darin gebildet.
  • Round Table on Responsible Soy (RTRS):
    Den Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja gibt es seit 2006, mittlerweile gehören ihm über 160 Mitglieder an, darunter große Sojaproduzenten aber auch Lebensmitteleinzelhändler und Organisationen der Zivilgesellschaft. 2010 wurde ein eigener Standard entwickelt.
  • Soft Commodities Forum (SCF):
    Das SCF des World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) ist ein Zusammenschluss von derzeit sechs großen Unternehmen, die mit Schwerpunkt auf die brasilianische Cerrado-Region entwaldungsfreie Soja-Produktion fördern.
  • Soy Transparency Coalition (STC):
    Die Koalition aus 14 Unternehmen bewertet Sojahändler jährlich hinsichtlich ihrer Fortschritte bei Themen wie Entwaldung bzw. Umwandlung, Rückverfolgbarkeit und Menschenrechte. Die Bewertung wird von einer Nachhaltigkeitsberatung extern verifiziert.

EUDR - Risikominderung

Bei Feststellung eines Entwaldungsrisikos sind zusätzliche Schritte erforderlich, um diese zu reduzieren (und ggf. Schäden zu beheben). In der EUDR gibt Artikel 11 Hinweise auf die erforderlichen Maßnahmen zur Risikominderung. In erster Linie gehört dazu die Beschaffung zusätzlicher Informationen, Daten oder Dokumente, und, wenn nötig, die Durchführung unabhängiger Erhebungen oder Audits. Als Risikominderungsmaßnahme anerkannt und insgesamt wichtig ist es, die Lieferanten, insbesondere Kleinproduzent*innen, bei der Einhaltung der Verordnung zu unterstützen. 

Weitere Informationen finden Sie auf der EUDR-Seite.

Nützliche Links zu Toolkits und Handlungsleitfäden

Die Entwaldungsproblematik der Viehzucht kann nicht ohne den Bezug zur Futtermittelproduktion betrachtet werden. Denn der hochprofitable Sojaanbau finanziert in einigen Ländern, insb. in Brasilien, die Rodungen für die extensive Viehzucht. Das gerodete Land kann, nach der Nutzung als Weidefläche, durch steigende Bodenpreise gewinnbringend für den Sojaanbau verkauft oder verpachtet werden. Für die Viehzucht entwaldete Flächen werden also nach einiger Zeit in Sojafelder umgewandelt, sodass für neue Rinderweiden an anderer Stelle gerodet werden muss – ähnliches passiert gebietsweise mit Mais. Zudem werden die Tiere (an vielen Orten und in manchen Lebensphasen sogar ausschließlich) mit soja-, mais- und/oder palmölhaltigen Futtermitteln gemästet. Diese Rohstoffe können, je nach Anbauregion, ebenfalls zur Entwaldung beigetragen haben.

  • Soy and Corn Footprint Calculator: Um die Futtermittelkomponente im Entwaldungsfußabdruck einzubeziehen kann mit dem "Soy and Corn Footprint Calculator“ des Roundtables on Responsible Soy der potentielle Entwaldungsanteil berechnet werden.
  • Deforestation and Rights Obervatory (Ozinga und May, 2021): Bei einem Warenbezug aus Brasilien als ein Hotspot der Entwaldung für Rinderzeugnisse (und Soja) sollte besondere Aufmerksamkeit auf die Risikoanalyse gelegt werden. Zahlreiche lesenswerte Studien und Berichte beleuchten Brasiliens besondere Rolle. Einige sammeln auch land- und sektorspezifische hilfreiche Hinweise für die Risikoanalyse, wie die von Fern in Auftrag gegebene Studie.
  • Protocolo do Cerrado: Sollten Sie Rindererzeugnisse aus der Cerrado-Region beziehen, bieten Proforest und Imaflora einen Leitfaden für das Lieferantenmonitoring an.