2. Risikoanalyse

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Im zweiten Schritt ist es wichtig, Entwaldungsrisiken in den spezifischen Lieferketten konkret zu erfassen, um als nächstes wirksame Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Auf dieser Seite finden sich vielfältige Informationen und Unterstützungsangebote dafür.


Sie suchen Unterstützungsangebote für spezifische Rohstoffe?

Auf dieser Seite können Sie durch Auswahl der von Ihnen bezogenen Rohstoffe das Informationsangebot auf die für Sie relevanten Inhalte einstellen.
Sollten Sie keine Auswahl treffen, werden Ihnen Informationen für alle genannten Rohstoffe zur Verfügung gestellt.

Sie sehen jetzt Informationen und Handlungsempfehlungen für folgende(n) Rohstoff(e):

Holz

Kaffee

Kakao

Naturkautschuk

Palmöl

Rind

Soja


Lieferkettenrückverfolgung

Wie die relevanten Informationen beschaffen, um Entwaldung sicher ausschließen zu können?

Um sicherstellen zu können, dass keine Entwaldung zu Beginn der Lieferketten stattgefunden hat, müssen alle exakten Produktionsstandorte (sowie deren Entwicklung über die Zeit) bekannt sein. Je nach Unternehmensgröße, Länge und Verzweigung der Lieferketten und Erzeugerstruktur kann das herausfordernd sein.

Unternehmen mit kurzen Lieferketten können ggf. ihren Warenbezug ohne großen Aufwand bis zum Produktionsort zurückverfolgen. Auch unter diesen Umständen ist es für die weitere Risikoanalyse hilfreich, die genauen Geokoordinaten zu erfragen. Zur Erfüllung der EUDR-Sorgfaltspflicht ist die Geolokalisierung zwingend erforderlich. 

In Fällen, in denen kein direkter Kontakt zu den Produzenten besteht, bietet das Handelsmodell Identity Preserved (IP) von strengen Zertifizierungen Rückverfolgbarkeit bis zum Produktionsort. Das bedeutet, dass die betreffende Ware von der Plantage bis zum Endprodukt von allen Akteuren physisch getrennt verarbeitet und weiterverkauft wird. Berücksichtigen Sie jedoch, dass Zertifizierungskosten gerade für Kleinproduzent*innen oft nicht zu bewältigen sind und es deshlab wichtig ist, Zertifizierungen nicht zur Warenabnahmebedingung zu machen. 

Wo weder Direktbezug noch IP gegeben sind, ist es für Unternehmen schwieriger die Lieferketten bis zum Produktionsort zurückzuverfolgen, aber keineswegs unmöglich. Das Unternehmen sollte in diesem Fall Rücksprache mit seinen direkten Vorlieferanten halten und gezielt nach Herkunftsinformationen zu dem betreffenden Rohstoff fragen. Sind diese vorhanden und werden geteilt, kann das Unternehmen auf diese Weise den Produktionsort feststellen und die Sorgfaltsprüfung durchführen. Eine Möglichkeit zur Lieferkettenrückverfolgung und einen ersten Überblick über die Rohstoffherkünfte bietet das Tool von Trase, das auf dieser Seite unter → Tools zur Risikoanalyse ausführlicher vorgestellt wird.

Verfügt der Vorlieferant nicht über die erforderlichen Herkunftsinformationen, ist die Bereitstellung dieser eine mögliche Bedingung für die Fortsetzung der Handelsbeziehung (und als solche an die Vorlieferanten zu kommunizieren). 

§ EUDR - Informationspflichten

Ein Kernelement der Informationspflichten gemäß Art. 9 sind die Geolokalisierungsdaten des/der Produktionsort/-e . Damit gemeint sind Breiten- und Längenkoordinaten mit mindestens sechs Dezimalstellen. Mobile Endgeräte mit GPS-Funktion können diese Koordinaten vor Ort ermitteln. 

Wurde die Ware auf einem Grundstück angebaut, das vier Hektar oder kleiner ist, so reichen bereits jeweils ein Breiten- und Längengradwert, z.B. 52.516385, 13.377725. Wenn das Produktionsgrundstück größer als vier Hektar ist, so müssen (in Form eines Polygons) ausreichend Geokoordinaten angegeben werden, um den Umriss des Grundstücks zu beschreiben. Eine Ausnahme gilt für Rinderzeugnisse: Hier reichen unabhängig von der Grundstückgröße zwei Geokoordinaten. Jedoch müssen alle Grundstücke angegeben werden, auf denen die Rinder gehalten wurden (sofern sich der Standort im Laufe der Aufzucht geändert hat).

Die Sorgfaltserklärung muss zudem hinreichend schlüssige und überprüfbare Informationen darüber enthalten, dass

  • die betreffenden Produkte frei von Entwaldung sind und
  • die Erzeugung der betreffenden Waren im Einklang mit den einschlägigen Rechtsvorschriften des Erzeugerlandes erfolgt ist.

Welche Informationen insgesamt eingeholt werden müssen und welche Rechtsvorschriften gemeint sind, finden Sie auf der → EUDR-Seite.

 

Empfehlung

Die Anforderungen für entwaldungsfreie Lieferketten (inklusive Geolokalisierung) sollten schriftlich festgehalten und an bestehende und neue Vorlieferanten kommuniziert werden.

Risikoanalyse

Ist die genaue Herkunft der bezogenen Ware identifiziert, kann sich das Unternehmen der Risikoanalyse widmen. Auch bei der Risikoanalyse ist es sinnvoll, Vorlieferanten nach bereits durchgeführten Analysen anzufragen, auf dessen Grundlage dann die eigene Risikomatrix erstellt werden kann. Dabei ist es essenziell, dass ein Perspektivwechsel stattfindet: Es geht um Risiken für die Ökosysteme und die lokale Bevölkerung, insbesondere indigene Völker und traditionelle Gemeinschaften, deren Lebensgrundlagen vom Erhalt der Ökosysteme abhängen.

Eine Zusammenfassung zu möglichen Risiken, die ausgeschlossen werden sollen, bieten die auf dieser Seite herunterladbaren → Rohstoff-Factsheets. Neben den Entwaldungs- und Walddegradierungsrisiken spielt dabei auch die Einhaltung von Landrechten indigener Völker und lokaler Gemeinschaften am Produktionsort eine zentrale Rolle – und ist eine Voraussetzung der EUDR.

Ein erster wichtiger Schritt ist die Erstellung einer groben Übersicht über Waldvorkommen im Produktionsgebiet. Dafür geeignet sind  Waldmonitoringtools, die auf dieser Seite vorgestellt werden. Mit ihnen ist auch erkennbar, wie stark das Produktionsgebiet in der Vergangenheit von Entwaldung betroffen war oder ggf. noch ist.

Bestätigen zu können, ob die Ware im Einklang mit den im Produktionsland geltenden Gesetzen erzeugt worden ist, kann aufwändig sein. Das betrifft auch die Einhaltung von Menschenrechten, die Überprüfung ob → indigene Völker im Produktionsgebiet leben oder gelebt haben und Landrechte eingehalten wurden bzw. ob indigene Völker mittels freier, vorheriger und informierter Zustimmung (FPIC) konsultiert worden sind.

Zumeist lässt man sich die Einhaltung der Gesetze per Unterschrift von den Vorlieferanten und/oder Erzeugern versichern. Doch prinzipiell ist es wichtig, selbst einen Überblick über die Risiken des Herstellungslands zu gewinnen, auch um die Glaubwürdigkeit der Informationsquellen, inklusive Risiken der Korruption, Dokumentenfälschung und genereller Rechtsdurchsetzung, besser einschätzen zu können. Gute Kenntnisse über die im Land geltenden Gesetze aufzubauen, erfordert viel Recherche. Zahlreiche weiter unten aufgelistete Quellen bieten jedoch Information und Hilfestellung dafür.

Unterstützungsangebote finden sich oft auch bei Multi-Stakeholder-Initiativen, die entweder rohstoffübergreifend oder -spezifisch agieren. Auch Zertifizierungen können helfen, Risiken zu reduzieren, aber sie ersetzen keine Sorgfaltspflicht.

Eine regelmäßige Überprüfung (jährlicher Turnus, entsprechend EUDR) der Risikoanalyse stellt sicher, dass die Anforderungen dauerhaft eingehalten werden. Falls der Vorlieferant den Anforderungen nicht entsprechen kann oder ein nicht zu vernachlässigendes Risiko festgestellt wird, wäre es nötig, Risikominderungsmaßnahmen vorzunehmen. Hierzu können beispielsweise externe Audits durchgeführt oder der Rohstoffbezug über den betreffenden Vorlieferanten geografisch auf ein Gebiet eingeschränkt werden, für das die Informationen vorhanden sind. Die Lieferanten, insbesondere
Kleinproduzent*innen. sollten dabei unterstützt werden, die Informationen bereitstellen zu können und auch entwaldungsfrei zu produzieren.

§ EUDR - Risikoanalyse

Bei der Risikoanalyse gemäß Art. 10 sind zahlreiche Kriterien zu beachten. Welche das sind sowie weitere Informationen finden Sie auf der → EUDR-Seite.

Allen voran von zentraler Bedeutung ist die Risikokategorie des Herkunftslandes gemäß Benchmarking (Art. 29) - dieses entscheidet darüber, in welchem Umfang die Risikoanalyse durchgeführt werden muss. Die Einteilung der Länder in Risikokategorien wird von der EU-Kommission spätestens Ende 2024 bekanntgegeben. Bis dahin gilt für alle Länder die Standard-Risikostufe, d.h. die volle Risikoanalyse muss stattfinden. 

Um Entwaldungsfreiheit sicherzustellen, müssen Vorkommen von Wald (bzw. Entwaldung) und indigenen Völkern im Produktionsgebiet bekannt sein. Es muss nachgewiesen werden, ob Konsultationen mittels FPIC durchgeführt worden sind. 

Risiken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit der Informationsquellen (für die Erfüllung von Art. 9) müssen ausgeräumt werden. Mangelnde Rechtsdurchsetzung, Krisen, die politische Lage in der Region und begründete Bedenken Dritter fließen in die Bewertung ein. Auch die Komplexität der Lieferkette und damit einhergehend mögliche Umgehungs- und Vermischungsrisiken spielen eine Rolle.

Von externen Prüfinstanzen kontrollierte Zertifizierungen können die Risikoanalyse komplementieren (nicht ersetzen).

Laut Art. 15 der EUDR werden EU-Kommission und Mitgliedstaaten noch Leitlinien herausgeben, um Unternehmen, insbesondere KMU, bei der Umsetzung der Informationspflichten und Risikoanalyse zu unterstützen. Sobald diese verfügbar sind, werden sie im elan! Portal veröffentlicht.

 

Empfehlung

Der Aufbau dauerhafter Geschäftsbeziehungen ist der Schlüssel für Veränderungen. Der Abbruch einer Handelsbeziehung sollte immer erst der letzte Weg sein!


Risikorohstoffe und -regionen

Die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen ist der mit Abstand größte Entwaldungstreiber der Welt. Besonders gravierend ist das Problem in tropischen Regenwäldern. Die nähere Betrachtung zeigt, dass dabei nur wenige Rohstoffe den Großteil der Abholzung verursachen: Rinder, Palmöl, Holz, Soja, Kautschuk, Kaffee und Kakao. Doch wo genau findet Entwaldung statt und welche Rolle spielen die EU und Deutschland dabei?

Antworten auf diese und weitere Fragen liefern folgende Rohstoff-Factsheets:

Empfehlung

Die Wissenschaftler*innen Pendrill, Persson, Kastner und Wood liefern mit ihrer frei verfügbaren ⇒ Publikation in Tabellenform (2022) einen umfassenden Datensatz zur tropischen Entwaldung, die in der Produktion, den Exporten, den Importen und dem Verbrauch von land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen enthalten ist. Hiermit können Unternehmen selbstständig eine Auswertung vornehmen.


Tools zur Entwaldungsrisikoanalyse

Für Unternehmen ist die Kenntnis ihrer Lieferketten und deren Rückverfolgung bis zum Ort der Produktion essentieller Bestandteil einer Entwaldungsrisikoanalyse und grundlegend für das Ergreifen von Minderungsmaßnahmen.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher online verfügbarer Tools, die helfen, Entwaldungsrisiken zu identifizieren. Dabei reicht die Bandbreite vom hochspezialisierten Tool für einen bestimmten Rohstoff und/oder ein bestimmtes Herkunftsland bis zum niedrigschwelligen Angebot, das einen ersten schnellen Überblick über die Hotspots der globalen Entwaldung verschafft. Es umfasst Tools, die auf den Ursprung der Rohstoffe fokussieren bis zu solchen, die die gesamte Lieferkette im Blick haben. Unterschiedliche Tools für unterschiedliche Zwecke, die sich teilweise sogar kombinieren lassen, um das Entwaldungsrisiko noch genauer analysieren zu können.

Mit der ⤓ herunterladbaren Übersichtstabelle können Sie sich einen ersten Überblick über die verschiedenen Tools verschaffen und sie anhand wesentlicher Kriterien miteinander vergleichen.

Nachstehende Factsheets stellen Funktionen, Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten verschiedener Tools vor.

"Entwaldung in Lieferketten erfassen - Tools für Risikoanalyse und Monitoring"

 

Die Tool-Factsheets können hier gesammelt heruntergeladen werden: Die Publikation ⤓ "Entwaldung in Lieferketten erfassen - Tools für Risikoanalyse und Monitoring" von OroVerde und Global Nature Fund fasst die untersuchten Tools zusammen, und zeigt deren Stärken und mögliche Schwächen auf. Zusätzlich werden anhand von Use Cases Anwendungs- und Kombinationsmöglichkeiten der Tools anschaulich präsentiert.



Die Rolle von Zertifizierungen bei der Beschaffung entwaldungsfreier Rohstoffe

Für die kritischen Rohstoffe, die mit Entwaldung zusammenhängen, gibt es mittlerweile nationale und internationale Zertifizierungssysteme. Ein Ziel dieser Siegel ist es, eine bessere Nachhaltigkeit von Anbau und Produktion zu gewährleisten – darunter auch die Zerstörung von besonders schützenswerten Gebieten auszuschließen.

Für Unternehmen sind daher Zertifizierungen eine wichtige Lösung, um Risikorohstoffe entwaldungsfrei zu beziehen. Das ist verständlich, da dieser Weg direkt, greifbar und vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen ist. Die verschiedenen Zertifizierungssysteme garantieren jedoch unterschiedlich hohe Standards, was letzten Endes zu einer erheblichen Diskrepanz in der Aussagekraft von zertifiziertem Rohstoffbezug führt. Um Sicherheit zu haben, dass wirklich keine Entwaldung durch die importierten Rohstoffe verursacht wurde, ist es wichtig, bei der Auswahl der Zertifizierungen auf folgende Punkte zu achten:

  • Entwaldungsdefinition
    Manche Zertifizierungen schließen nur illegale Entwaldung aus (Zero illegal). Doch die Gesetze vieler Länder lassen Entwaldung noch großflächig zu. Nur das generelle Verbot von Entwaldung (Zero gross) bietet daher Schutz für die natürliche Vegetation.
     
  • Cut-off Datum
    Ausschlaggebend ist auch, ab wann bei der Zertifizierung ein Entwaldungsstopp gilt (Cut-off Datum). Je länger das in der Vergangenheit liegt, desto besser wird Entwaldung verhindert.
     
  • Weitere Ökosysteme
    Ebenfalls wichtig ist, dass weitere Ökosysteme, wie Savannen, Moore und Trockenwälder geschützt werden, die nicht unter die teilweise enge Walddefinition fallen.
     
  • Soziales
    Die Rechte indigener und traditioneller Völker, sowie lokaler Gemeinden müssen uneingeschränkt geachtet werden. Idealerweise wird dies erreicht durch Konsultation der betroffenen Völker mittels freier, vorheriger und informierter Zustimmung (FPIC).
     
  • Rückverfolgung
    Essentiell bei zertifizierter Ware ist, ob die Herkunft physisch bis zum Produktionsort nachvollziehbar ist. Hier bieten strenge Zertifizierungen die Stufen Identity Preserved oder Segregated an. Eine Vermischung mit nicht rückverfolgbarer oder nicht zertifizierter Ware, wie es die Modelle Mass Balance oder Book & Claim anbieten, ermöglicht physisch die Einfuhr von mit Entwaldung behafteten Rohstoffen und ist daher nicht ausreichend für Unternehmen, die sich gegen Naturzerstörung aussprechen.
     
  • Auditierung
    Außerdem spielt die Auditierung der zertifizierten Betriebe eine große Rolle. Diese kann variieren von einem internen Selbstkontrollsystem (First-Party Audit) bis hin zu einer Konformitätsprüfung durch eine unabhängige dritte Partei (Third-Party Audit). Nur wenn auch Letztere Bestandteil der Zertifizierung ist, kann die Einhaltung der Zertifizierungsanforderungen glaubwürdig nachgewiesen werden.

 

Empfehlung

Die Kriterien der verschiedenen Zertifizierungen werden in regelmäßigen Abständen angepasst und derzeit größtenteils den Anforderungen der EUDR entsprechend verschärft. Aus diesem Grund werden die Zertifizierungen hier nicht im Detail vorgestellt. Folgen Sie stattdessen den Weblinks, um die Anforderungen einer Zertifizierung im Detail einzusehen.

 

Empfehlung

Keine Zertifizierung ersetzt die Sorgfaltspflicht, um absolute Entwaldungsfreiheit zu garantieren. Aber strenge Zertifizierungen bieten Unternehmen, insbesondere KMU, die auf eigene Faust aus finanziellen oder Kapazitätsgründen für ihre Lieferkette vorerst keine volle Rückverfolgbarkeit ermöglichen können, einen ersten Schritt in Richtung Entwaldungsfreiheit. Langfristig sollten Unternehmen jedoch in zusätzliche Ansätze gegen Entwaldung investieren.


Die Rolle von Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) im Engagement gegen Entwaldung

Für viele waldkritische Rohstoffe haben sich Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen und Produzenten zu Multi-Stakeholder-Initiativen zusammengeschlossen. Damit gemeint sind Foren oder Runde Tische, in denen für den Anbau und Bezug von einem bestimmten Rohstoff bzw. daraus gewonnener Produkte gemeinsam Lösungsansätze erarbeitet werden, um menschenrechtliche und ökologische Zielsetzungen zu erreichen.

Anders als gesetzliche Regelungen und ähnlich wie Zertifizierungen beruhen sie auf Freiwilligkeit, die Mitgliedschaft ist zumeist kostenpflichtig. Manche MSI entwickeln sogar eigene Zertifizierungen.    

MSI können eine wichtige Plattform bieten, um sich über Herausforderungen für den betreffenden Rohstoff, teilweise auch speziell in bestimmten Risikoregionen, auszutauschen. Mit vereinten Kräften können sich die Mitglieder für eine Verbesserung der Bedingungen oder für ein Rahmenwerk mit gemeinsamen Zielen engagieren. Oft gibt es zudem die Möglichkeit, mit lokalen Produzenten in Austausch zu treten und direkt zu erfahren, wie ihnen bei der Erfüllung hoher Anforderungen geholfen werden kann bzw. woran die Umsetzung möglicherweise hakt. Die Einbindung von benachteiligten Gruppen, Produzent*innen kleinbäuerlicher Landwirtschaft und indigenen bzw. traditionellen Gemeinschaften in die Arbeit von MSI stellt sicher, dass soziale und ökologische Verbesserungen dort ankommen, wo sie benötigt werden.

Es kann sich lohnen, sich über verschiedene Initiativen zu informieren und gegebenenfalls aktiv zu beteiligen. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen können sie von Nutzen sein, da sie die sektorale Zusammenarbeit erleichtern. Dennoch sollte einem klar sein, dass das Engagement Kapazitäten bindet, die Lösungsfindung aufgrund der Vielzahl an Mitgliedern und Interessen langwierig ist und die letztendlich beschlossenen Ergebnisse ggf. nicht dem eigenen Anspruch gerecht werden.

Die Bandbreite von MSI ist vielfältig. Hier aufgezählt sind die bekanntesten Initiativen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Eignung für einzelne Unternehmen:



Unterstützung von Kleinproduzent*innen

 

In der Publikation ⤓ Entwaldungsfreie Lieferketten - lokale Landwirtschaft im Fokus werden Ihnen Möglichkeiten zur Unterstützung von Produzent*innen kleinbäuerlicher Landwirtschaft vor Ort aufgezeigt. 

§ EUDR - Risikominderung

Bei Feststellung eines Entwaldungsrisikos sind zusätzliche Schritte erforderlich, um diese zu reduzieren (und ggf. Schäden zu beheben). In der EUDR gibt Artikel 11 Hinweise auf die erforderlichen Maßnahmen zur Risikominderung. In erster Linie gehört dazu die Beschaffung zusätzlicher Informationen, Daten oder Dokumente, und, wenn nötig, die Durchführung unabhängiger Erhebungen oder Audits. Als Risikominderungsmaßnahme anerkannt und insgesamt wichtig ist es, die Lieferanten, insbesondere Kleinproduzent*innen, bei der Einhaltung der Verordnung zu unterstützen. 

Weitere Informationen finden Sie auf der
EUDR-Seite.


Zwischenfazit 2/3


Wenn Sie alle Themen auf dieser Seite bearbeitet haben, sollte dies der Zwischenstand Ihres Unternehmens sein:

  • Sie wissen, welche Risikorohstoffe Ihr Unternehmen woher bezieht und können somit Ihre Lieferketten bis zum Ursprung zurückverfolgen.

  • Sie haben Maßnahmen ergriffen, um die damit verbundenen Entwaldungsrisiken zu beseitigen. Risikoanalysetools werden von Ihnen genutzt, um mittels Fernerkundung die Produktionsstandorte im Blick zu behalten.

  • Über eine mögliche Anwesenheit indigener Gemeinschaften im Produktionsgebiet haben Sie sich informiert und sichergestellt, dass die Nutzung des Gebiets zur Rohstofferzeugung nicht gegen deren Rechte verstößt.

  • Sie sind sich der gesetzlichen Rahmenbedingungen in den Produktionsländern bewusst und können Illegalität ausschließen.

  • Möglicherweise nutzen Sie Standards mit strengen Anforderungen und/oder beteiligen sich an Multi-Stakeholder-Initiativen. 

  • Sie befinden sich im direkten Austausch mit Ihren Lieferanten und unterstützen diese bei der Beschaffung relevanter Daten und der Umsetzung von Maßnahmen gegen Entwaldung. Kleinproduzent*innen werden dabei besonders berücksichtigt und unterstützt.

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